Themenfindung: Was ist interessant?
Kurz gesagt
Welches Thema gehört in ein Pfarrblatt, welches auf ein Plakat? Wenn wir unseren Auftrag zur Verkündigung durch Medien- und Öffentlichkeitsarbeit ernst nehmen und die gewählten Zielgruppen beachten – siehe Artikel Zielgruppen – dann ergeben sich viele Themen wie von selbst. Das Kirchenjahr gibt immer etwas her, eine Bibelstelle, ein Gebet, ein Wort von Papst Franziskus: Fragen Sie auch die Ansprechperson für Pfarrliche Öffentlichkeitsarbeit in Ihrer Diözese.
Vor dem Finden griffiger Themen stehen Suche und Recherche. Was bewegt derzeit die Menschen in der Gesellschaft, und was gibt es dazu aus der Perspektive des Glaubens zu sagen? Was bewegt momentan die Pfarrgemeinde, und wie ist das im Licht des Evangeliums zu betrachten? Ist ein bestimmtes Thema einfach „dran“? Gibt es eine Gruppe in der Kirchengemeinde, die sich mit einem aktuellen oder relevanten Thema besonders beschäftigt?
Einige Beispiele für gesellschaftliche oder Lebenswelt-Themen: Arbeit (Zeit, Entgelt, Suche, Work-Life-Balance...), Ehe und Familie, Umwelt (Schöpfung), Kriege und Gewalt, Naturkatastrophen, Tod, Migration und Integration...
Impulse aus dem Kirchenjahr
Aus dem Kirchenjahr bieten sich immer Themen an. Auch hier finden sich meist Gruppen, die sich jahreszeitlich intensiv um ein Fest oder um christliches Brauchtum kümmern und die einbezogen werden können. Das Gemeindeleben spielt sich ja innerhalb des Kirchenjahres ab und spiegelt sich darin. Manchmal genügt es, Grundinformationen für einen „Kasten“ oder eine entsprechende Rubrik zu liefern, manchmal bietet der Festkreis Anlass zur Erarbeitung eines Schwerpunktthemas.
Schwerpunktthema im Pfarrblatt
Gerade für die lose an die Gemeinde gebundenen LeserInnen spricht ein Schwerpunktthema im Pfarrblatt. Mit einem Umfang von einem Viertel bis zur Hälfte des Heftes können Sie es in verschiedenen thematischen Redaktionselementen entfalten. Das hat den Vorteil, dass man anders in die Tiefe gehen, sich mit mehreren Beiträgen dem Thema auf ganz verschiedene Art nähern und eine spannende Dramaturgie entwickeln kann. Ein Schwerpunktthema eignet sich, um dem Verkündigungsauftrag des Pfarrblattes auf ansprechende Weise gerecht zu werden, besonders wenn es gelingt, den jeweiligen Aspekten eine lokale Verankerung zu geben. Es erlaubt ungewöhnliche Sichtweisen im nahen Umfeld, gibt Spielraum für Kreativität und Fantasie. Nicht zuletzt bereichert diese Art der Redaktionsarbeit die PfarrblattmacherInnen selbst.
Beispiel: Im Schwerpunktthema Taufe sollte es nicht nur um die hohe Theologie der Taufe gehen. Auch um Taufpraxis in der Pfarre, um die Tauforte, um eigene Traditionen und Bräuche im Kontext der Taufe, ihre Vorbereitung, ihre liturgische und familiäre Feier.
Und ganz konkret aus einem Pfarrblatt zum Schwerpunkt "Spaltung und Versöhnung":
- Versöhnung aus pastoraler oder soziologischer Sicht
- Spaltung und Versöhnung in der Geschichte der Kirche
- Was ist Sünde?
- Darum bin ich ausgetreten
- Mein Zivildienst im Konfliktherd Jerusalem
- Angebote der Pfarre (von Beichte bis Bibelgespräch)
Lebendig und nah an den Leser:innen
Je näher das Pfarrblatt mit seinen Themen am Leben der Menschen ist, desto eher verstehen es auch die LeserInnen, desto höher ist seine Akzeptanz. Je mehr die RedakteurInnen die Sorgen und Nöte, die Freuden und Hoffnungen ihrer LeserInnen kennen, desto besser fühlen die sich wahr- und ernstgenommen.
Genau hier liegt die Stärke des Pfarrblatts, das nicht nur verlautbart oder an- und abkündigt. Es ist lebendig, weil es Glaubenden und Suchenden hilft, christlich zu leben.
Geschichten erzählen – „menschlich“ agieren
Diese Lebendigkeit erreicht das Pfarrblatt am einfachsten, indem es Persönliches in seinen Beiträgen bringt, Menschen vorstellt, die für ein Thema stehen oder sich zu einem Thema kundig äußern oder dazu eine Aktion gemacht haben.
Porträts und persönliche Statements werden besonders gern gelesen, weil die LeserInnen über einen Menschen schnell einen persönlichen Bezug zum Thema gewinnen.
Eine weitere Möglichkeit der Personalisierung bietet das Editorial, die Rubrik, in der die Redaktion die LeserInnen direkt anspricht, „Gesicht“ zeigt und aus dem Nähkästchen plaudert: Was hat zur aktuellen Themenwahl geführt? Wie klappte es mit der Umsetzung? Gab es interessante Erlebnisse oder Begebenheiten, die erzählenswert sind, aber keinen eigenen Artikel rechtfertigen? Im Editorial darf auch deutlich werden, dass die PfarrblattmacherInnen keine gelernten JournalistInnen, wohl aber gelernte KatholikInnen sind, die etwas von der Freude am Glauben sichtbar und spürbar werden lassen.
Zur Personalisierung gehört auch das Autor:innenfoto, mit dem in vielen Fällen auch ein Leseanreiz geschaffen wird, ist doch die Chance groß, dass man als LeserIn ein Gesicht, aber nicht den Namen kennt.
Gastbeiträge und Leserbriefe
Nimmt das Pfarrblatt Gastbeiträge auf, signalisiert es seine Bereitschaft und Offenheit für Mitmach-Aktionen. Es animiert damit weitere LeserInnen, das Pfarrblatt für sich als Medium zu nutzen.
Manche Leser:innen schätzt diese Durchlässigkeit für sich weniger in der Form eines Artikels als in der Form eines Leserbriefs. Er will ausdrücklich seine Meinung zu einem bestimmten Thema beisteuern und nicht weitere Informationen.
Grundsätzlich sollte die Redaktion zu Leserreaktionen einladen, und zwar immer mit Angabe der Kontaktmöglichkeit, am einfachsten der E-Mail-Adresse. Das passt gut an das Ende des Editorials und kann im Impressum wiederholt werden, wo ohnehin Kontaktdaten der Redaktion stehen. Es bietet sich an, Leserzuschriften in der Regel mit Absendernennung abzudrucken. Sollte eine Namensnennung aus berechtigten Gründen nicht gewünscht sein, kann die Formulierung verwendet werden: “Name der Redaktion bekannt“. Einen sensiblen Umgang erfordert der Umgang mit anonymen Zuschriften.
Text: Michael Gstaltmeyr, Peter Morawetz