Kurzvideos mit dem Smartphone
Kurz gesagt
Für gelungene Kurzvideos braucht es heutzutage keine riesige Ausrüstung mehr: wer ein paar Grundlagen beachtet, erhält auch mit dem Smartphone schon tolle Ergebnisse.
Eine ausführliche Planung ist Voraussetzung: wo kann gut und ungestört gefilmt werden? Wie sind dort die Lichtverhältnisse? Welche Szenen möchte ich überhaupt genau drehen?
Für den abschließenden Schnitt kann übrigens ebenfalls das Smartphone verwendet werden - und ergänzendes Filmmaterial findet sich online in diversen Datenbanken.
Die Vorbereitung
Auch beim Videodrehen mit dem Handy: Vorbereitung ist das halbe Leben. Deshalb ist es wichtig, vorher schon eine Art „Drehbuch“ zu schreiben und zu sammeln: Welche Einstellungen brauche ich, an welchen Orten sollen sie gedreht werden, welche Requisiten muss ich bereitstellen und welche Ausrüstung ist dafür passend? Am einfachsten macht man das über eine Excel-Liste mit laufender Szenennummer, Location, handelnden Personen, Text und benötigter Ausrüstung bzw. Requisiten.
Auch wenn man Events filmt, sollte man sich vorher über den Ablauf informieren und eine Szenenplanung erstellen. Je vielfältiger die verschiedenen Einstellungen, desto attraktiver der fertige Film!
Das Smartphone
Ein Smartphone mit (Video-)Kamerafunktion ist schon der größte Schritt in Richtung Videoproduktion. Die Videoauflösung kann man meist in den Einstellungen des Smartphones wählen, am besten nimmt man dafür FullHD (1920 x 1080), kleinere Formate kommen auf Youtube & Co. eher schlecht, bei größeren Formaten wird die Weiterbearbeitung auf herkömmlichen Geräten schon sehr langsam. Ganz wichtig: darauf achten, dass das Handy genug Akkulaufzeit und Speicherplatz hat! Nichts ist lästiger, als einen Dreh aus diesen Gründen abbrechen zu müssen. Wer mehr manuelle Einstellungsmöglichkeiten braucht, kann statt der eingebauten Kamera-App alternativ auch Apps wie „MoviePro“ (iPhone) oder "Open Camera" (Android) verwenden.
Licht
Achten Sie immer auf gute Beleuchtung des gefilmten Menschen oder Objektes. Das Licht sollte immer von vorne kommen, um ungewollte Schatten zu vermeiden. Filmt man im Freien, gibt es nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang, in der so genannten „Golden Hour“ das beste Licht, weniger gut funktioniert Mittagssonne direkt von oben. Wenn das natürliche Licht nicht ausreicht, muss man zusätzlich künstliche Lichtquellen bemühen, um ein gutes Bild zu bekommen. Oft reichen dafür richtig eingesetzte Steh- oder Schreibtischlampen. Wer mehr will, kann nach „Video Beleuchtung“ googeln, da gibt es mittlerweile Produkte in allen Preisklassen. Abhilfe bei dunklen Szenen kann auch das Videolicht des Smartphones bringen.
Ton
Oft wird unterschätzt, wie wichtig der Ton für ein Video ist. Faustregel: Den Ton nahe an der Quelle aufnehmen. Am besten funktioniert das natürlich mit einem Mikrofon, das man ans Smartphone anschließt. Alternativ kann man auch das mitgelieferte Headset für die Aufnahme verwenden. Auf alle Fälle darauf achten, dass der Umgebungslärm nicht die Aufnahme stört (Straße, redende Menschen im Hintergrund, Maschinenlärm, …).
Location
Wo soll ich filmen? Vor einer weißen Wand kann man zwar ungestört drehen, allerdings wirkt das ziemlich langweilig. Ein Videobild wirkt gut, wenn es ein bisschen Tiefe hat, also Vordergrund und Hintergrund. Beim Filmen eines Sprechers darauf achten, dass nichts aus seinem Kopf „rauswächst“, z.B. Pflanzen, Säulen oder Linien, die im Hintergrund eines Raumes zu sehen sind.
Bildgestaltung
Wie in der Photographie gestaltet man auch das Videobild meist nach der „Drittelregel“, d.h. die Haupt-Objekte sind nicht in der Mitte des Bildes, sondern auf einem Kreuzungspunkt dieser Drittellinien platziert (siehe Foto). Diese Hilfslinien lassen sich bei den meisten Kamera-Apps einfach einblenden.
Kameraführung
Verwackelte Bilder wirken eher unprofessionell, es sei denn es wird als Stilmittel eingesetzt. Um das Bild ruhig zu halten, kann man ein Stativ oder einen Gimbal (=gewichtetes Handstativ) verwenden. Auch ein selbstgebasteltes Stativ, z.B. ein umgedrehter Joghurtbecher mit einem Schlitz, in den man das Smartphone reinstecken kann, schaffen Abhilfe. Falls das Handy beim Filmen dennoch in der Hand gehalten werden muss, erreicht man schon durch Abstützen an einer Mauer eine ruhigere Hand.
„Fremdes“ Material verwenden
Wie bei Fotos gibt es auch für Filmmaterial mittlerweile Plattformen, auf denen man für nicht-kommerzielle Zwecke gratis herunterladen kann, wie z.B. Pexels oder Pixabay. Mit Tools wie Canva lassen sich einfach gute Vor- und Abspanne gestalten, wenn einem die Möglichkeiten im Schnittprogramm nicht ausreichen. Kostenlos verwendbare Hintergrundmusik findet man in der Youtube Audio Collection oder in der Facebook Sound Collection (beides mit Account), aber auch auf Pixabay.
Der Schnitt
Man kann Videos auf dem Smartphone direkt mit Apps wie iMovie, VN, Kinemaster etc. schneiden. Diese sind in Gratisversionen erhältlich, allerdings mit einigen Einschränkungen. Auf dem PC kann man für einfache Schnitte den Windows Video Editor (vorinstalliert) verwenden. Für komplexere Videos gibt es Gratisprogramme wie Hitfilm Express oder DaVinci Resolve.
In den diversen Schnittprogrammen gibt es unglaubliche viele Übergangseffekte – am professionellsten ist aber immer noch der harte Schnitt zwischen zwei Szenen, am besten mitten in einer Bewegung. Am meisten über den Schnitt (wie auch über das Filmen allgemein) lernt man beim bewussten Betrachten von Videos. Auch Youtube ist voll von Ratgebern für den Videoschnitt. Auf alle Fälle genug Zeit für den Schnitt einplanen! Faustregel dafür: Eine Minute fertiges Video (samt eventueller Hintergrundmusik etc.) braucht eine Stunde Schnittzeit.
Hoffentlich waren ein paar brauchbare Tipps dabei – nichts wie ran ans Filmen!
Text: Katrin Leinfellner, Diözese Graz-Seckau