Und ist es nicht im Kopf, dann ist es nirgendwo.
Kurz gesagt
- Nicht die Kamera bestimmt die Fotoqualität, sondern die Vorbereitung der Fotograf:innen: Welche Aussage soll das Foto haben? Entspricht das „Bild im Kopf“ dem Foto am Display?
- Warum immer die gleiche Perspektive wählen? Warum nicht aus der Vogelperspektive fotografieren: Stellen Sie sich auf eine Stiege und legen Sie los. Manchmal darf und muss man dann auch „von oben herab“ sein.
- „Schnell ein Foto“ ist immer „schnell ein schlampiges Foto“: Planen Sie die Shootings, lassen Sie den Porträtierten Zeit, sich „herzurichten“.
- Weniger ist immer mehr. Weniger Menschenmassen, weniger Stress, weniger Aussagen, die man mit einem Klick treffen will.
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Ein gutes Fotoarchiv entspannt die ÖffentlichkeitsarbeiterInnen.
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Motivfotos leben von Authentizität, suchen und finde Sie Ihre individuelle Bildsprache.
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Bildunterschrift - alle wollen ihre Namen korrekt geschrieben sehen!
Sie fotografieren, um zu dokumentieren, beispielsweise: „So hielten wir Abstand und feierten dennoch“ oder um Stimmung wiederzugeben: „So konzentriert arbeiten Kinder, wenn sie Szenen aus der Bibel nachspielen“. Schnappschüsse sind für den Privatgebrauch. In der professionellen Öffentlichkeitsarbeit braucht es ein klares Konzept, das die Datenschutzgrundverordnung ebenso berücksichtigt wie die Regeln der Bildkomposition.
Shootings planen
Planen Sie Ihre Shootings, benennen Sie Ihr Primärziel: Diese Fotos sollen in die Zeitung, auf die Website, in den Folder der Pfarre kommen. Sie sollen beispielsweise zeigen, wie großzügig die Räume des Pfarrzentrums nach der Erweiterung geworden sind. Hier sitzen Menschen und unterhalten sich.
Fotos des Umbaus zeigen: Hier haben alle angepackt, wir haben geschuftet und in unserer Freizeit unseren Beitrag zum Umbau geleistet. Verzichten Sie hier auf gestellte Fotos, die Menschen beispielsweise neben einem Schutthaufen zeigen. Menschen in Bewegung zu fotografieren lohnt sich, Menschen vor einem offensichtlich neuen Gebäude aufzureihen und abzulichten, lässt keine Emotionen aufkommen – weder beim Fotografieren noch beim Betrachten dieser Fotos.
So entstehen Fotos mit Qualität
Das Banale zuerst. Egal, wie teuer Ihre Kamera ist oder ob Sie mit Ihrem hochwertigen Handy fotografieren: das Bild, das Sie auf dem Display ersehnen, muss zuerst in Ihrem Kopf sein. Sonst knipsen Sie wie wild und verlieren dabei das Wichtigste im wahrsten Sinne aus Ihren Augen: Das Motiv und die Beziehung, die Sie als FotografIn dazu haben.
Fotografieren ist Malen mit Licht
Achten Sie darauf, Tageslichtaufnahmen zu machen, die Szenen korrekt auszuleuchten, den Weißabgleich der jeweiligen Lichtsituation anzupassen. Fotos, die bei Tageslicht aufgenommen werden, sind stimmiger und aussagekräftiger als Aufnahmen, die mit Blitzlicht gemacht werden. Die Arbeit bleibt gleich: Entweder setzen Sie gleich auf gut ausgeleuchtete Fotos oder Sie bearbeiten am Bildschirm nach.
Fotografieren ist ein Spiel mit unterschiedlichen Einstellungen
Sind die Fotos im Kopf und haben sich die FotografInnen mit den Gegebenheiten am Ort des Geschehens – Barrieren, Lichtverhältnisse, liturgische Abläufe – vertraut gemacht, sind zwei Entscheidungen zu treffen.
Entscheidung 1: Hoch- oder Querformat
In welchem Format nehmen Sie auf: Hoch- und Querformat stehen zur Auswahl.
In welchem Medium soll dieses Foto erscheinen? Die Klärung dieser Frage führt zu einer klaren Entscheidung des Formats. Fotos in Querformat sind „epischer“, erzählender, nehmen mehr Umfeld in den Fokus. Fotos in Hochformat zeigen Spannung, fokussieren sich zumeist auf eine Person, eine Geste.
Porträts in Hoch- oder Querformat? Wer Personen in ihrer Arbeitsumgebung porträtiert, sollte das Querformat nicht ausschließen: Wie sieht die Arbeitsumgebung der Pfarrsekretärin, der Pastoralassistentin, des Kindergartenpädagogen .... aus. Wenn das Porträt im Hochformat gemacht wird, ist die Person im Mittelpunkt.
Entscheidung 2: Frosch- oder Vogelperspektive
Froschperspektive
Sie legen sich bzw. Ihre Kamera, Ihr Handy auf den Boden und betrachten interessante Motive von hier. Porträts, die Menschen aus der Froschperspektive zeigen, machen die Abgelichteten „mächtig“: Das ist eine Entscheidung, die zu treffen ist.
Vogelperspektive
Sie stellen sich auf eine Leiter und betrachten den Kosmos von oben bzw. vom Kirchturm oder der Orgelempore aus. Sie zeigen mit Fotos, die aus dieser Perspektive aufgenommen wurden, wie viele Menschen anwesend waren, sie nehmen die Umgebung auf, sie zeigen aber gleichzeitig auch die Distanz.
Fotografieren ist ein Spiel mit Gestaltungselementen
- Schärfe/Unschärfe. Wer mit einer hohen Blende (f 16 etwa) arbeitet, erreicht gute Tiefenschärfe und bildet die Szenen scharf ab. Wer mit einer offenen Blende (f 2,8) arbeitet, lässt das Wesentliche im Vordergrund scharf und den Hintergrund zur Andeutung werden. Schärfentiefe ist der als scharf wahrgenommene Bereich vor und hinter dem Punkt, auf den Sie die Kamera scharf gestellt haben. Wer die Technik durchschaut, kann sie für die Bildgestaltung nutzen.
- Blende. Wie lichtstark ist Ihr Standardobjektiv? In der Praxis bedeutet das: Je kleiner der Blendenwert (f 2,8) ist, desto mehr Licht fällt bei gleicher Belichtungszeit durch das Objektiv: Sie können daher auf den Blitz verzichten und auch bei schlechten Lichtverhältnissen aus der Hand fotografieren. Mit der bewussten Wahl der Blende legen Sie die Schärfentiefe des Fotos fest: Je kleiner die Blende (großer Blendenwert, f16), desto größer ist die Schärfentiefe. Spielen Sie mit der Blende: Welches Resultat erzielen Sie mit einer offenen, also kleinen Blende, welches mit einem hohen Blendenwert? Welche Aussage gefällt Ihnen besser und eignet sich besser für Ihre Zwecke?
- Festbrennweiten. Wenn Sie mit einem Zoom-Objektiv arbeiten, müssen Sie sich nicht bewegen. Die Arbeit mit einer Festbrennweite zwingt Sie dazu, sich dem Motiv zu nähern, den Abstand zu überlegen, die richtige Perspektive zu suchen.
- Brennweiten. Die Brennweite beschreibt den Abstand zwischen dem Mittelpunkt der Linse und dem Sensor: Fotografieren Sie dasselbe Motiv mit einem Objektiv mit mittlerer, langer und kurzer Brennweite. Wenn Sie mit einer langen Brennweite arbeiten, bilden Sie einen eher kleinen Ausschnitt des Motivs groß ab. Bei einer kurzen Brennweite bilden Sie einen großen Motivausschnitt klein ab. Brennweiten sind in Millimeter angegeben: Nähe – Distanz lässt sich mit der Brennweite festlegen.
Motive und Bildgestaltung
Hauptmotiv und Nebenmotiv
Legen Sie Ihr Hauptmotiv fest. Ist es das Kind, das fasziniert die Arche Noah nachstellt? Welche Bedeutung kommt dann der Pflanze, der Leuchte neben dem Kind zu? Keine? Dann räumen Sie alles Störende aus dem Fokus.
Wer ein Bild, Foto, betrachtet, sucht nach dem Hauptmotiv, der Geschichte, die das Bild, das Foto erzählt. Wenn diese Aussage nicht klar ist, verlieren die BetrachterInnen sofort das Interesse an der Darstellung.
Kompositionsregeln
- Der Goldene Schnitt. Bei der Entscheidung zwischen Haupt- und Nebenmotiv spielt der Goldene Schnitt eine zentrale Rolle. Gemälde wie Gebäude und selbstverständlich auch Fotos wirken dann ausgewogen, wenn sie nach dem Goldenen Schnitt ausgerichtet/gestaltet sind. Goldener Schnitt: man teilt Strecken (Breite/Höhe) im Verhältnis 60:40 und setzt Haupt- und Nebenmotiv genau dort hinein. Linien, die durch das Bild gehen, sind ebenfalls im Verhältnis 60:40 zu teilen, damit die Spannung gesteigert wird.
- Die Drittelregel. Am Display moderner Digitalkameras erscheinen Gitter, die das Sucherbild sowohl vertikal als auch horizontal dritteln. Für AnfängerInnen ist dieses Gitter hilfreich – die Drittel-Regel stellt eine Vereinfachung des Goldenen Schnitts dar. Das gilt auch für Aufnahmen mit dem Handy.
- Tipp: Nicht gleich kontrollieren. Verzichten Sie darauf, sofort auf dem Display das Ergebnis zu betrachten. Sie verlassen damit den kreativen Prozess und das ist der Dialog mit dem Objekt. Bleiben Sie im Dialog, wenden Sie sich nicht ab: Sie haben noch ausreichend Zeit, die Ergebnisse zu sichten. Löschen Sie Fotos, die Sie für nicht gelungen halten, nicht nach dem ersten Check am Display, laden Sie sie auf Ihren PC und nehmen Sie hier die Sichtung vor.
Fotos weiterverarbeiten und an Redaktionen übermitteln
Die Fotos der Veranstaltung, der Einweihung des Pfarrzentrums etc. sind ausgewählt, kommen ins Pfarrblatt und werden an Zeitungsredaktionen mit der Bitte um Veröffentlichung verschickt, mit einem Begleitschreiben, mit der so genannten Bildunterschrift.
Die Kunst der Bildunterschrift
Die Bildunterschrift ist dann stimmig, wenn sie das Bild interpretiert und nicht nacherzählt.
Beispiel: Sie sehen auf einem Foto eine Frau und einen Mann, dahinter ein Gebäude, eine dritte Person schüttelt der Frau die Hand. „Bürgermeisterin Maria Huber und Pfarrer Max Schuster vor dem neuen Pfarrzentrum in X.“ – das ist eine schlechte Bildunterschrift. Man sieht zwei Personen, erfährt deren Namen und erkennt, dass sie vor einem neuen Gebäude stehen. Besser wäre:„Pfarrzentrum St. Michael – ein neuer Begegnungsort in X: Bürgermeisterin Maria Huber und Pfarrer Max Schuster heißen bei der Eröffnung willkommen.“