Das Kleeblatt der pfarrlichen Öffentlichkeitsarbeit
Kurz gesagt
Die wesentlichsten Elemente in der Öffentlichkeitsarbeit sind: der persönliche Kontakt, die verschiedenen Medien und der (kirchliche und öffentliche) Raum. Bedenken Sie bei der Planung Ihrer Maßnahmen und Aktionen immer alle drei Elemente und stimmen Sie sie aufeinander ab - dann erhalten Sie ein gut funktionierendes "Kleeblatt der Öffentlichkeitsarbeit".
Stellen Sie sich vor: In Ihrer Pfarre findet zum ersten Mal ein „Generationen-Kochabend” statt, ein spannendes Projekt, dass Sie mit viel Aufwand vorbereitet haben. Jetzt soll es bekannt gemacht werden. Wie gehen Sie vor?
Sie gestalten Einladungskarten und Plakate, verteilen diese persönlich und hängen sie auf. Eine Ankündigung kommt in das Pfarrblatt, vielleicht auch in die Gemeindezeitung. Sie sprechen eine befreundete Lehrerin darauf an, das Projekt in ihrer Schule zu bewerben. Am Tag der Veranstaltung bereiten Sie den Veranstaltungsort gut vor, hängen Wegweiser auf und schaffen eine gemütliche Atmosphäre für die Teilnehmenden. Mit all diesen Dingen haben Sie – grob umrissen – die drei wesentlichen Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit beachtet: die Medien, den persönlichen Kontakt und den Raum.
Der persönliche Kontakt
Wer den Begriff Öffentlichkeitsarbeit hört, denkt schnell an tatsächlich veröffentlichte Dinge wie Zeitungsartikel, Radioberichte und mehr. Ein unverzichtbarer Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist aber der persönliche Kontakt. Die persönliche Einladung zu einer Veranstaltung hat mehr „Gewicht”, sie wirkt sympathisch und bleibt oftmals besser im Gedächtnis als ein kurzer Artikel in einer Zeitung. Für viele Menschen ist zudem die Vorstellung angenehm, bei einer Veranstaltung auf ein – durch die Einladung kennengelerntes – „bekanntes Gesicht” zu treffen.
Besonders wichtig ist der persönliche Kontakt zu sogenannten Multiplikator:innen – also Menschen, die in ihrem persönlichen oder beruflichen Umfeld regelmäßig mit Ihrer gewünschten Zielgruppe zu tun haben. Sind etwa Familien mit kleinen Kindern die primäre Zielgruppe für Ihr Projekt, dann kann eine Kindergärtnerin eine gute Multiplikatorin sein. Gewinnen Sie solche Menschen persönlich für Ihr Projekt, sie sind eine wertvolle Unterstützung.
Aber aufgepasst: ein persönlicher Kontakt sollte niemals ohne entsprechende Hilfsmittel erfolgen. Eine gedruckte Einladung, eine Ausgabe des Pfarrblattes mit den entsprechenden Informationen oder auch schlicht eine Visitenkarte – diese Dinge garantieren, dass Interessierte jederzeit Informationen nachlesen oder erfragen können.
Die Medien
Zum Bereich Medien zählen sowohl jene, die selbst produziert werden, als auch Beiträge für Medien, die nicht von der Pfarre selbst herausgegeben werden. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen gedruckten Medien (Pfarrblatt, Plakate, Folder/Flyer, Einladungen, Postkarten, aber auch Artikel für Regional- oder Gemeindezeitungen), Onlinemedien (Website der Pfarre oder Gemeinde, Newsletter oder Einladung per Email, Social Media Kanäle wie Facebook oder Instagram) und Beiträgen für Radio und Fernsehen.
Denken Sie bei der Auswahl der Medien immer daran, welche von Ihrer wichtigsten Zielgruppe häufig genutzt werden und passen Sie den Inhalt an das jeweilige Medium an. Für ein Plakat verwendet man einen anderen, meist kürzeren Titel als für einen Artikel im Pfarrblatt, auch die Fotoauswahl kann sich unterscheiden. Ein „Medienmix” ist sehr empfehlenswert, um viele Menschen zu erreichen – vermeiden Sie es jedoch, einfach den exakt gleichen Text an verschiedenen Stellen zu veröffentlichen. Achten Sie dabei trotz der unterschiedlichen Ausarbeitung auf den Wiedererkennungseffekt.
Fernseh- oder Radiobeiträge klingen übrigens im ersten Moment vielleicht weit hergeholt – denken Sie aber an kleine Regionalsender (Radio und TV) oder auch Schulprojekte, die sich über die Pfarre als „Inhaltslieferanten” durchaus freuen.
Der Raum
Das Element „Raum” hat zwei Seiten: zum einen gilt es, den öffentlichen Raum, in dem sich die anvisierte Zielgruppe bewegt und aufhält, gut für die Bewerbung zu nutzen. Versuchen Sie, Ihr Pfarrgebiet mit den Augen der Zielgruppe zu sehen: wo ist sie unterwegs? Gibt es dort die Möglichkeit, ein Plakat aufzuhängen oder Einladungen aufzulegen? Denken Sie auch an die Räume der Multiplikator:innen.
Die zweite Seite ist der Raum, in dem die Veranstaltung, das Projekt oder die Feier stattfinden – meistens also ein pfarrlicher/kirchlicher Raum. Auch hier lohnt sich ein Rundgang mit den Augen der Zielgruppe: ist der Raum (dazu zählt übrigens auch schon der Platz VOR dem Veranstaltungsraum) einladend? Findet man sich gut zurecht, sind zusätzliche Beschilderungen/Beschriftungen notwendig, wenn jemand die örtlichen Gegebenheiten noch nicht kennt? Auch wenn es ungewöhnlich klingt - dieser Raum zählt ebenfalls zur Öffentlichkeitsarbeit, denn er entscheidet mitunter darüber, ob jemand noch einmal kommt oder nicht.
Das Zusammenspiel
Sie kennen jetzt die wichtigsten Faktoren, die es bei den Elementen persönlicher Kontakt, Medien und Raum zu beachten gilt. Eine zentrale Anforderung fehlt aber noch: das Zusammenspiel aller Elemente. Bei der Planung der Öffentlichkeitsarbeit muss darauf geachtet werden, dass die einzelnen Bereiche aufeinander abgestimmt werden und „zusammenpassen”. Dazu gehören etwa organisatorische Dinge wie einheitliche Informationen: wenn es eine fixe Ansprechperson für ein Projekt gibt, sollte diese durchgehend überall genannt werden und nicht etwa einmal durch allgemeine Kontaktdaten der Pfarre/Einrichtung ersetzt werden. Gibt es ein Logo oder eine speziell erstellte Grafik für die Veranstaltung? Dann verwenden Sie diese immer, um den Wiedererkennungswert zu erhöhen.
Beim Zusammenspiel geht es außerdem darum, einzelne Bereiche nicht zu übersehen oder darauf zu vergessen. Wer viele Menschen persönlich einlädt, dabei aber darauf vergisst, eine schriftliche Grundinformation auszuteilen, verschenkt viel Potential. Oder wenn eine Veranstaltung als kleinkinderfreundlich beworben wird, bei der Raumgestaltung aber darauf vergessen wird, Kinderstühle bereitzustellen. Wer die Bereiche Medien, Kontakt und Raum gut im Blick behält und laufend miteinander vergleicht, kann die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit optimal nutzen – denn die Bereiche stärken und unterstützen einander gegenseitig und entfalten nur gemeinsam ihr volles Potential.
Text: Julia Rust