
Grazer "Kultum" erweckt Gründervater Josef Fink "zum Leben"
Mit einem umfangreichen Veranstaltungs-, Kultur- und Performance-Programm feiert das Grazer Kulturzentrum "Kultum" sein 50-jähriges Bestehen. Den Auftakt bildete die Eröffnung der renovierten und neu gestalteten Museums- und Veranstaltungsräume mit der Ausstellung "Im Bann (s)einer großen Erzählung" über den Gründungsrektor des "Kultum", den Künstlerpriester Josef Fink (1941-1999). Die Schau erwecke diese prägende steirische Priesterpersönlichkeit durch dessen Bilder, Fotos, Lyrik, Sakralraum-Gestaltungen und die gezeigten ORF-Filme über ihn 25 Jahre nach seinem Tod buchstäblich zum Leben, sagte sein Nachfolger als "Kultum"-Leiter, der Theologe und Kunsthistoriker Johannes Rauchenberger, am Freitagabend im Grazer Minoritensaal vor mehr als 200 Gästen.
Den Eröffnungsvortrag hielt mit dem deutschen Jesuiten Friedhelm Mennekes einer der bekanntesten Brückenbauer zwischen moderner Kunst und Kirche. Ausgehend vom Ausstellungsraum über die "Todesahnungen" würdigte er Josef Fink als einen "Mann ungewöhnlicher Tiefe", dem ein ihn tragender Glaube Geborgenheit gegeben habe.
Die Ausstellung zeigt erstmals alle Werketappen Finks, von den frühen Bibelillustrationen der 1960er Jahre, dem Bruch mit der Figuration, seinen Sakralräumen, bis hin zur abstrakten Fotografie und der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Heiligen Land: Dessen Landschaften habe Fink durch visionäre Aquarelle in unverkennbarer Formensprache umgesetzt, erklärte Rauchenberger.
Reiches Oeuvre als "lebendige Inspiration"
Der "Kultum"-Leiter richtet die Fink-Werkschau gemeinsam mit Elisabeth Koller, Architektin und Nichte des Künstlers, aus. Gleichzeitig war der Eröffnungsabend auch die offizielle Übergabe der Erbinnen des Oeuvres von Josef Fink an das "Kultum": Mehr als 1000 seiner Werke finden nun in jener Stätte eine Heimstatt, die Fink 1975 gründete und bis zu seinem Tod leitete. Koller äußerte den Wunsch, dass Finks Kunst "nicht als abgeschlossene Vergangenheit, sondern als lebendige Inspiration für die Zukunft" wirken möge, die Menschen anregt, herausfordert und begleitet.
Der Grazer Generalvikar Erich Linhardt bedankte sich bei den Schenkerinnen und wies auf die Rolle der Verkündigung des dreifaltigen, liebenden Gottes in den Bildern Josef Finks hin.
Jubiläumsjahr mit vielen Akzenten
Rechtzeitig zum 50-Jahr-Jubiläum des "Kultum" und zur Ausstellung "Im Bann (s)einer großen Erzählung" wurde die Renovierung des Kulturzentrums abgeschlossen, das auch zur Heimstätte des Ressorts "Bildung, Kunst und Kultur" der Diözese Graz-Seckau wird.
Weitere Akzente im Jubiläumsjahr bilden am 28. und 29. März die "3. Blumenberg-Tage", bei denen die "Matthäuspassion" von Hans Blumenberg der Ausgangspunkt für eine international besetzte Veranstaltung aus Film, Diskurs, Literatur und neuer Musik werden soll. Ab 10. Mai (bis 20. Juli) wird dann die finnische Künstlerin Maaria Wirkkala ihre Werke im "Kultum" ausstellen. Im Herbst folgt ab 27. September die eigentliche Jubiläumsausstellung "Gott hat kein Museum": "Sie markiert die Transformation in ein Museum für Gegenwartskunst und Religion", wie es heißt. Zusätzlich zu den bestehenden Museumsräumen soll auch der Dachboden mit jenen Werken bespielt und dabei die Frage gestellt werden: "Wie kommt Religion in der Kunst der Gegenwart vor?"
Am Pfingstwochenende (6./7. Juni) sind die "3. Tage der Neuen Klaviermusik" angesetzt - auch ein Kompositionswettbewerb wurde ausgeschrieben. Außerdem bietet das Zentrum zwischen März und Mai zahlreiche Lyrik-Lesungen in der Reihe "Doppelter Gast" an. So lesen etwa Fedor Pellmann und Heinz Peter Geißler (4. März), Patricia Mathes (8. April) sowie Udo Kawasser und Nadja Küchenmeister (22. Mai).
Das "Kultum" ist ein von der Diözese Graz-Seckau betriebenes Kulturzentrum für Gegenwart, Kunst und Religion. "Kultum" steht dabei als Kürzel für "Kulturzentrum bei den Minoriten". Im historischen Minoritenkloster und dessen barocken Minoritensaal ist das Mehrspartenhaus für zeitgenössische Kunst seit 1975 beheimatet ist. Es wurde 1975 von Bischof Johann Weber gegründet, seit 2020 ist es Teil des neuen Ressorts "Bildung, Kunst und Kultur" der Diözese Graz-Seckau. (Infos: www.kultum.at)
Quelle: kathpress