
Kardinal Schönborn weihte fünf Neupriester im Wiener Stephansdom
Kardinal Christoph Schönborn hat am Samstag im Wiener Stephansdom fünf Männer zu Priestern geweiht. In seiner Predigt vor Tausenden Gläubigen hob der emeritierte Wiener Erzbischof die Feier der Heiligen Messe als Mitte des priesterlichen Dienstes sowie "Herzmitte" von Kirchengemeinden und Welt hervor, aus der er auch selbst stets gestärkt herausgehe. "Durch die Eucharistiefeier danken wir Gott für alle Menschen auf dieser Welt, für das Wunder der Schöpfung." Außerdem betonte der Kardinal den Dienst der Versöhnung als für die Welt unabdingbaren Grundauftrag von Priestern und aller Christen. Dazu benötige jeder auch selbst Versöhnung "mit unseren Mitmenschen, mit uns selbst und mit Gott", so Schönborn. "Wir können nur Versöhner sein, wenn wir selbst Versöhnte sind", wies der Kardinal hin.
Geweiht wurde im Stephansdom fünf Neupriester: Lukas Dominikus Albert (42), Michael Haller (32) und Tibor Bujdák (59) aus dem Wiener Priesterseminar sowie Jedrzej Balawender (29) und Matthias Aumüller (29), die ihre Ausbildung im Diözesanen Missionskolleg Redemptoris Mater absolviert haben. "Sagt euch Jesus zu!", wandte sich Schönborn direkt an die Priesterweihe-Kandidaten. Es sei Gott selbst, der sein Volk sammle, dabei aber auf Menschen wie die Neupriester und ihren Dienst baue.
Brauchen keine "Podestpriester"
Die große Freude über die Neupriester in den Gemeinden sei auch ein Zeichen dafür, wie kostbar die Eucharistie ist, so der Kardinal. Priester würden Achtung und Respekt erfahren - "aber zuerst sind wir Menschen und Christen wie alle anderen und mit allen anderen". Es brauche keine "Podestpriester", die von oben auf andere herabschauten - und auch keine "Podestlaien", wie Schönborn hinzufügte. "Wir brauchen Brüder und Schwestern! Einer trage des anderen Last", zitierte Schönborn ein bekanntes Wort des Apostels Paulus. In der Kirche müsse die Freude des miteinander Christseins und miteinander Feierns im Vordergrund stehen.
Zur Zukunft der Kirche wies der Kardinal auch auf neue Entwicklungen hin. Unter den zahlreichen Ergebnissen einer jüngst von ORF und Universität Wien präsentierten Studie im Rahmen des Projekts "Was glaubt Österreich?" habe ihn am meisten beeindruckt, "dass die Generation der 16- bis 30-Jährigen religiös aufzuwachen scheint". Einmal mehr machte Schönborn zudem auf die steigende Zahl der Erwachsenentaufen in Frankreich, aber auch in Österreich aufmerksam. "Es geschieht Neues, und ihr werdet dafür Zeugen sein", sagte er zu den angehenden Priestern.
Kardinal Schönborn feierte die Weiheliturgie für die fünf neuen Priester zusammen mit Administrator Josef Grünwidl, dem aktuellen Übergangsleiter der Erzdiözese Wien, und den Leitern des Priesterseminars bzw. des Redemptoris-Mater-Kollegs, Regens Richard Tatzreiter und Rektor Federico Colautti. Auch der St. Pöltner Altbischof Klaus Küng, der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Dompropst Ernst Pucher nahmen an dem Gottesdienst im Stephansdom teil.
Neupriester feiern Primizen
Die Priesterweihe besteht im Wesentlichen aus der Handauflegung durch den Bischof mit dem feierlichen Weihegebet. Zuvor nimmt der Bischof das Weiheversprechen entgegen und betet mit der ganzen Gemeinde für die Weihekandidaten unter Anrufung der Heiligen. Die Kandidaten verharren dabei vor dem Altar ausgestreckt ("Postratio"). Auf die eigentliche Weihe durch Handauflegung und Weihegebet folgen die "ausdeutenden Zeichen": das Anlegen der priesterlichen Gewänder, die Salbung der Hände, die Überreichung von Brot und Wein als eucharistische Gaben sowie ein abschließender Friedensgruß.
Schon am Sonntag werden die fünf Neupriester ihre ersten selbst gefeierten Heiligen Messen nach der Priesterweihe feiern. Diese "Primizen" feiern alle neu geweihten Priester meist in ihren Heimatgemeinden oder anderen Kirchengemeinden, mit denen sie persönlich eng verbunden sind. Sie haben als Abschluss den Primizsegen für die Gläubigen.
Österreichweit mindestens 26 Neupriester
Die festliche Weiheliturgie im Stephansdom am Samstag war die größte Priesterweihe in Österreich im heurigen Jahr. Zahlreiche Weihen finden auch an den Tagen rund um das am Apostelfest "Peter und Paul" am 29. Juni statt. Insgesamt wird es nach Kathpress derzeit vorliegenden Informationen heuer mindestens 26 Neupriester geben. Weihetermine von Priestern aus Ordensgemeinschaften sind aber erst teilweise bekannt.
Die bislang erhobenen Zahlen deuten auf eine Verjüngung der Priesterseminaristen: Lag das Durchschnittsalter der Kandidaten bei der Weihe in den vergangenen Jahren meist bei 35 Jahren und mehr, so beträgt es diesmal nur 34 Jahre, da die Hälfte der angehenden Priester erst zwischen 27 und 31 Jahre alt sind. Der Trend zu weniger spätberufenen und mehr jungen angehenden Neupriestern setzt sich somit fort.
Dreistufiges Sakrament
Das Sakrament der Weihe wird seit der Urkirche vom Bischof durch Handauflegung und Gebet gespendet - in drei Stufen: Diakon, Priester, Bischof. Kandidaten bereiten sich über mehrere Jahre im Priesterseminar oder in einer Ordensausbildungsstätte vor, absolvieren das Theologiestudium und durchlaufen einen Reifungsprozess in menschlicher und geistlicher Hinsicht. Voraussetzungen für den Priesterberuf sind Glaube, geistliche Berufung, Teamfähigkeit, seelische und körperliche Gesundheit sowie Matura oder Studienberechtigung (nachholbar). Die Ausbildung umfasst das propädeutische Jahr, das Seminar und das Studium. Der erste Schritt ist ein Aufnahmegespräch beim Regens, dem Leiter eines Priesterseminars.
Geweihte stehen in besonderer Nachfolge Christi und sollen sein Wirken durch ihr Leben sichtbar machen. Ihr Dienst umfasst Verkündigung, Sakramentenspendung, Seelsorge und Leitung. Bei der Weihe versprechen sie Gehorsam gegenüber dem Bischof bzw. Ordensoberen. Die Weihe ist laut Kirchenlehre unauslöschlich und unwiderruflich.
(Biografien der Neupriester mit YouTube-Videos auf dem Online-Portal der Erzdiözese Wien: https://www.erzdioezese-wien.at/site/home/nachrichten/article/129935.html)
Quelle: kathpress