
Malteser Care warnt vor "Systemkollaps" in der Pflege
Vor einem "eklatanten Personalmangel" in der Pflege, der zu einem Kollaps der Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Österreich führen könnte, warnt "Malteser Care". Ohne einen deutlichen Ausbau des Pflegepersonals sei es bald nicht mehr möglich, dem Wunsch der meisten Menschen nachzukommen, im Alter in den eigenen vier Wänden betreut zu werden. "Wir wissen seit Jahren, dass die Mehrheit der Bevölkerung ihren Lebensabend zuhause verbringen möchte. Doch dafür braucht es Personal - und das fehlt an allen Ecken und Enden", betonte der Geschäftsführer der auf häusliche Pflege spezialisierten, gemeinnützigen Organisation, Helmut Lutz, in einer Aussendung vom Montag.
Zwar habe es in den vergangenen Jahren einige Reformschritte gegeben, doch diese reichten laut Malteser Care bei Weitem nicht aus. Besonders die mobile Pflege, ein zentraler Baustein in der Betreuung zu Hause, sei bisher unzureichend gestärkt worden. Lutz verwies auf Prognosen der Gesundheit Österreich GmbH, wonach bis zum Jahr 2050 rund 200.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. "Diese Zahl ist nicht neu - aber sie zeigt mit aller Deutlichkeit, dass wir in eine Versorgungskatastrophe schlittern, wenn wir jetzt nicht gegensteuern", so Lutz.
Neben dem demografischen Wandel sieht Malteser Care große Versäumnisse bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Die von der Politik seit Jahren angekündigten Erleichterungen bei der Anerkennung von Qualifikationen aus Drittstaaten seien bislang ausgeblieben. "Wenn wir weiterhin auf bürokratische Hürden setzen, statt Hürden abzubauen, verlieren wir auch jene Pflegekräfte, die eigentlich lieber nach Österreich kommen würden", warnte Lutz. Viele europäische Länder seien Österreich hier bereits weit voraus.
Als konkrete Maßnahmen seien dringend eine zentrale Bundesagentur zur Anwerbung von Pflegekräften aus Drittstaaten nötig, der Abbau von Föderalismus-bedingten Hemmnissen und die rasche Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, forderte Lutz. "Die bisherigen Maßnahmen wie das Aufstocken von Ausbildungsplätzen oder die Pflegelehre sind wichtig, aber nicht ausreichend. Es braucht gezielten und qualifizierten Zuzug - sonst läuft uns die Zeit davon", so Lutz. Bei der 24-Stunden-Betreuung, die kostenschonende Alternative zu Pflegeheimplätzen, müssten die "realitätsfremden" Einkommensgrenzen für Förderungen wie auch die Förderhöhe selbst dringend erhöht werden. Auch eine "verpflichtende Qualitätsoffensive" sei Gebot der Stunde. (Info: www.malteser.care)
Quelle: kathpress