
Ordensfrauen: Dramatische Erlebnisse zu Kriegsende vor 80 Jahren
Am 8. Mai 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Zeitzeugen dazu gibt es immer weniger. Zwei Steyler Missionsschwestern, Sr. Maria Theresia Puchinger (geb. 1936) und Sr. Christamaria Mattes (geb. 1932), erinnern sich in einer aktuellen Podcastfolge des Ordensportals "Orden on air" an die dramatischen Ereignisse rund um das Kriegsende. Als junge Mädchen haben sie die Zerstörung Wiens und die schweren Umstände im Wiener Krankenhaus der Steyler Missionsschwestern miterlebt.
Kurz vor Kriegsende wurde das ursprünglich in Wien-Margareten befindliche Ordensspital durch Bombenangriffe schwer getroffen. Fenster zerbarsten, Möbel wurden zerschmettert und Mauern stürzten ein. Auch der Operationssaal wurde zerstört. Wie durch ein Wunder überlebten jedoch alle Anwesenden: Schwestern, Patienten und Mitarbeitende. "Die Schwestern wussten zunächst nicht, ob es Tote gab. Einige befanden sich im obersten Stockwerk, andere im Keller", schildert Sr. Maria Theresia aus den Archivchroniken die chaotischen Szenen nach dem Bombenangriff.
Nach der Zerstörung des Spitals wurde den Steyler Missionsschwestern die Wiener Hofburg als Notquartier angeboten. Wo sich heute die Österreichische Nationalbibliothek befindet, gab es damals eine improvisierte Krankenstation für Verwundete, Kranke und insbesondere für Kinder. Die Bedingungen waren denkbar schlecht: improvisierte Gipszimmer auf Stiegenabsätzen, Krankensäle mit bis zu 60 Betten, fehlende Aufzüge und Wassermangel prägten den Alltag.
"Wir hatten nichts. Kein Wasser, keine Infrastruktur. Alle Betten waren belegt", erinnert sich Sr. Mattes, die als junge Schwester auf der Kinderstation arbeitete. Windeln mussten von Hand gewaschen und zum Trocknen im Stiegenhaus aufgehängt werden. Vor allem die Lebensmittel waren knapp; immer wieder halfen Spenden oder Schwestern, die zu Fuß mit Schubkarren aufs Land gingen, um Nahrungsmittel zu organisieren.
Die Nähe zur Front brachte eine neue Gefahr: Die SS plante gegen Kriegsende, die Hofburg zu sprengen. Sprengstoff und Benzinfässer lagen bereits im Keller. Nur durch das rasche Vorrücken der sowjetischen Truppen konnte dies verhindert werden. Auch das Aufeinandertreffen mit den russischen Soldaten schildern die Schwestern im Podcast. Die Begegnungen seien ungewohnt, aber meist respektvoll gewesen. "Viele hatten noch nie Ordensfrauen gesehen und staunten über uns", heißt es in den Aufzeichnungen.
Elf Jahre lang betrieben die Steyler Missionsschwestern das Krankenhaus in der Hofburg, ehe die Einrichtung 1956 nach Wien-Speising übersiedelte. Das Orthopädische Spital Speising besteht bis heute.
Mit Blick auf das Kriegsende vor 80 Jahren betonen beide Schwestern die Bedeutung der Erinnerung. "Die Jugend muss wissen, wie schlimm Krieg ist", sagt Sr. Maria Theresia. Es gebe nur noch wenige Zeitzeugen, die aus eigener Erfahrung berichten könnten. Angesichts aktueller Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten seien ihre Erinnerungen traurigerweise hochaktuell. "Wenn man sieht, was dort passiert - Bomben, Kälte, Menschen auf der Flucht - das ist wie damals", so Sr. Christamaria.
(Link zum Ordenspodcast: https://www.ordensgemeinschaften.at/portal/mediathek/podcastordenonair)
Quelle: kathpress