
Ältester Priester der Steiermark Leopold Städtler feiert 100er
Die Diözese Graz-Seckau und die Grazer Philatelisten feiern ihren langjährigen Generalvikar, Prälaten und Briefmarkensammler Leopold Städtler anlässlich seines 100. Geburtstags am 23. April. Im Grazer Dom findet am Sonntag, dem 27. April, um 17 Uhr ein Festgottesdienst statt. Bereits am Samstag, dem 26. April, wird Städtler bei einer "philatelistischen Feierstunde" um 10.30 Uhr im Foyer des Priesterseminars eine eigene Briefmarke überreicht, wie die Diözese auf ihrer Website mitteilte. Eine Briefmarkenschau mit Sonderpostamt ist von 9 bis 13 Uhr in der Bürgergasse 2 geöffnet.
Leopold Städtler, geboren am 23. April 1925 in Ligist, musste bereits als Jugendlicher seinen Glauben gegen die Nationalsozialisten verteidigen, hieß es weiter. Das Knabenseminar in Graz, das der junge Ministrant besuchte, wurde von den Nationalsozialisten geschlossen. Einmal wurde Städtler gemeinsam mit seinen Freunden von der Gestapo abgefangen und verhört, wie der Prälat im Interview mit dem steirischen "Sonntagsblatt" (Ausgabe vom 20. April) berichtete: "Den ganzen Nachmittag wurden wir gewatscht, gewatscht, gewatscht, und damit haben sie den Glauben in uns einigwatscht. Wir dachten uns: Jetzt erst recht."
Arbeiterseelsorge
Nach einer vorgezogenen Matura am Akademischen Gymnasium in Graz wurde er an die Front nach Finnland geschickt und erlebte dort Beschuss, ständigen Hunger und wie neben ihm Menschen von Scharfschützen zerfetzt wurden. Diese Erlebnisse verstärkten seinen Wunsch, Priester zu werden. Nach dem Krieg und seiner Entlassung aus der norwegischen Kriegsgefangenschaft begann er mit dem Theologiestudium, das er möglichst rasch abschließen wollte, "damit wir schnellstens zu den Leuten kommen könnten", so Städtler im "Sonntagsblatt".
1945 trat er ins Priesterseminar ein und wurde am 2. Mai 1950 im Grazer Dom zum Priester geweiht. Danach wirkte er unter anderem als Arbeiterseelsorger im steirischen Bergbau- und Industriegebiet. Als Kaplan sammelte er Erfahrungen in den Pfarren Mureck und Murau. Ab 1955 war die Arbeiterseelsorge in Fohnsdorf und Judenburg sein zentrales Wirkungsfeld. Er baute die Pfarre Judenburg-St. Magdalena auf und wurde von 1964 bis 1972 ihr erster Pfarrer, teilte die Diözese mit.
"Aufbruchsstimmung"
Später wurde Städtler Mitglied des Grazer Domkapitels, dessen Vorsitz er 1989 als Dompropst übernahm. Am 1. September 1976 ernannte ihn Bischof Johann Weber (1927-2020) zum Generalvikar. In dieser Funktion war Städtler bis 1997 einer der dienstältesten Generalvikare der Diözese und gestaltete gemeinsam mit Bischof Weber zahlreiche Reformen im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Die Aufbruchsstimmung dieser Zeit habe ihn "außerordentlich geprägt", wie er bei einem Zeitzeugengespräch an der Katholisch-Theologischen Fakultät Graz 2023 erzählte.
Als Generalvikar führte Städtler unter anderem die Bau-, Finanz- und Pastoralplanung ein und unterstützte den Bischof bei der Einführung von Ordensschwestern als Seelsorgehelferinnen sowie von Pastoralassistentinnen und Gemeindeleiterinnen in verwaisten Pfarren. Seine Berufsjahre waren stark von der Katholischen Arbeiterjugend sowie vom Dialog zwischen Kirche und Arbeiterschaft geprägt. Ein großes Anliegen sei ihm gewesen, die "Gräben der 30er-Jahre" zwischen Kirche und Arbeiterschaft zu überwinden. Daher sei ihm das Gespräch mit den Arbeitern stets wichtig gewesen, wie der Prälat betonte.
Für sein vielfältiges Engagement wurde Leopold Städtler mehrfach ausgezeichnet - unter anderem 1985 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark sowie 2005 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Eine Zeitzeugen-Biographie, verfasst von Michaela Sohn-Kronthaler und Markus Zimmermann, ist unter dem Titel "Mit den Menschen leben - Leopold Städtler. Ein Zeitzeuge" im September 2022 im Styria Verlag erschienen. ORF zeigte am Ostersonntag (20. April 2025) einen "Feierabend" mit dem Titel "Das Geheimnis des Hundertjährigen".
Quelle: kathpress