
Salzburger Expertin: Startschuss für Rettung des Klosters Arakelots
Die Salzburger Armenien-Expertin Jasmin Dum-Tragut hat es geschafft: Sie möchte das armenische Kloster Arakelots und die gleichnamige mittelalterliche Siedlung vor dem Verfall retten. Nun kann sie damit mit internationaler Unterstützung beginnen, denn Kloster und Siedlung wurden in das internationale Programm der sieben am stärksten gefährdeten europäischen Kulturstätten "Europa Nostra 7 most endangered" aufgenommen. Das Programm "7 Most Endangered" wurde 2013 vom europäischen Denkmalschutz-Verbund Europa Nostra und der Europäischen Investitionsbank ins Leben gerufen. Europa Nostra und die Investitionsbank haben am Dienstag bei einem Online-Festakt die sieben in die Liste aufgenommenen Kulturstätten 2025 bekannt gegeben, darunter auch Arakelots, das von Dum-Tragut nominiert wurde.
Das Programm identifiziert gefährdete Denkmäler und Stätten in Europa und mobilisiert öffentliche und private Partner auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene, um eine tragfähige Zukunft für diese Stätten zu finden. Damit kann Dum-Tragut nun mit ihren Maßnahmen beginnen. Ihre Pläne sehen eine ganzheitliche Erforschung, Reinigungs- und Erhaltungsmaßnahmen von Arakelots sowie die Einrichtung eines Kulturerbe-Wanderweges vor, erläuterte die Armenologin in ihren Dankesworten beim Festakt. Das bedeutet zugleich, "Frieden fördern, lokale Kapazitäten stärken, Bildung verbessern und einen nachhaltigen, sanften Tourismus fördern, der den Erhalt des Natur- und des Kulturerbes mit einbezieht".
Am wichtigsten sei jedoch, "dass dies alles mit der und für die lokale Bevölkerung geschieht". Das Projekt solle die lokale Bevölkerung in die Lage versetzen, "ihr eigenes Erbe zu verwalten und dadurch das Gefühl der Verbundenheit zu einem bestimmten Ort zu stärken".
Arakelots könnte Maßstäbe für die Entwicklung eines nachhaltigen und umweltbewussten Kulturerbetourismus setzen und auch als Katalysator dienen, "um ein breiteres europäisches Interesse am armenischen Kulturerbe zu wecken". Die Listung von Arakelots werde unweigerlich dazu beitragen, "die Aufmerksamkeit Europas auf die jahrhundertealte armenische Kultur und ihre Bedeutung als Brücke und Vermittler zwischen Europa und Asien sowie zwischen dem westlichen und östlichen Christentum und dem Islam zu lenken", zeigte sich Dum-Tragut überzeugt.
Die Aufnahme von Arakelots in die Liste werde die Zuversicht, die Widerstandsfähigkeit und die Hoffnung des armenischen Volkes stärken, insbesondere der Armenier, die in den krisengeschüttelten Grenzgebieten zu Aserbaidschan leben. Insofern sei die Listung auch "ein deutliches europäisches Statement und ein wirksames europäisches Zeichen kultureller Solidarität".
Verfallendes mittelalterliches Handelszentrum
Das Ensemble religiöser und weltlicher Denkmäler liegt zwei Kilometer westlich des Dorfes Acharkut am Fluss Kirants und bietet wertvolle Einblicke in das kulturelle und wirtschaftliche Leben des 13. Jahrhunderts. Das Kloster ist mit Wällen und Wachtürmen befestigt und verfügt u.a. über eine architektonisch bemerkenswerte Hauptkirche. Zu den Überresten der Siedlung gehören zwei Kirchen, eine Karawanserei, eine Ölmühle und eine Brücke. Arakelots war einst ein pulsierendes mittelalterliches Handelszentrum an der armenischen Seidenstraße, wurde ab dem 17. Jahrhundert aber weitgehend verlassen und aufgegeben und ist auch noch kaum erforscht.
Dum-Tragut war erst Anfang März wieder vor Ort, um ihr Programm voranzutreiben. Die Zeit dränge, wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress erläuterte: "Das Kloster und die Siedlung sind großen Gefahren ausgesetzt. Die sich ausbreitende Vegetation, der Verfall der Bausubstanz und klimabedingte Gefahren wie übermäßige Niederschläge und Erdrutsche gefährden ihren Erhalt." Einige Bauwerke seien bereits durch Erdbebenschäden in sehr schlechtem Zustand. Die Anwesenheit einer großen Fledermauskolonie im Kloster mache es zudem erforderlich, "die Erhaltung des kulturellen Erbes mit dem Schutz der Tierwelt in Einklang zu bringen".
Arakelots befindet sich in prominenter Gesellschaft. In die Liste der sieben gefährdetsten Kulturstätten wurden weiters Schloss Nyborg (Dänemark), Burg Monemvasia (Griechenland), die große Synagoge in Orla (Polen), der modernistische Komplex "Generalstab" in Belgrad, die Valhalla-Schwimmhalle in Göteborg und der Park Victoria Tower Gardens in London aufgenommen.
Glenn Micallef, EU-Kommissar für Kultur, bezeichnete beim Festakt das kulturelle Erbe als Grundlage für den Aufbau einer "inklusiven, wohlhabenden und nachhaltigen Zukunft für die EU". Es zeuge von der Vielfalt und Identität Europas, seine Bewahrung schaffe Millionen von Arbeitsplätzen und sei eine Quelle der Inspiration für die Kultur- und Kreativwirtschaft. "Indem wir die gefährdetsten Stätten und Denkmäler Europas ins Rampenlicht rücken, können wir feststellen, wo wir unsere Anstrengungen verstärken müssen, um unser kulturelles Erbe zu schützen, damit auch künftige Generationen davon genießen können", so Micallef.
Die Nominierung von Kloster Arakelots für das Programm der sieben am stärksten gefährdeten Stätten wurde von Dum-Tragut und von der Abteilung für Armenische Studien am Zentrum für Studien des Christlichen Ostens der Universität Salzburg in Österreich federführend vorangetrieben und unterstützt vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport der Republik Armenien, der Gemeinde Acharkut, Blue Shield Armenia und dem Institut für Archäologie und Ethnografie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien. Zusätzliche Expertise kam von der Donau-Universität Krems.
Quelle: kathpress