
Bühnenbild in Erl ermöglicht "neuen Blick auf uralte Geschichte"
Eine neue Bühne, die einen "neuen Blick auf eine uralte Geschichte" ermöglichen soll, hat die Leitung der traditionsreichen Passionsspiele in Erl (Tirol) angekündigt. Wenn sich die Türen des Passionsspielhauses zur Premiere am 25. Mai öffnen, werde eine monumentale Treppe und daneben ein zersplitterter Berg die Bühne beherrschen, so die Mitteilung am Freitag. Die hölzerne Treppe werde strahlend weiß sein und "ohne Anfang, ohne Ende", in den Raum ragen: "Sie verbindet Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart, Glaube und Zweifel." Der Berg sei als ein Symbol der Natur, die aus den Fugen geraten ist, gedacht. Gemeinsam formen sie eine "kühne Neuinterpretation der über 400 Jahre alten Tradition" in Erl nördlich von Kufstein an der deutschen Grenze.
Ab 25. Mai 2025 sollen dort mehr als 600 Laiendarsteller und -darstellerinnen die Leidensgeschichte Jesu bis zum 4. Oktober in insgesamt 32 Aufführungen "in einem neuen Licht" erleben lassen. Neu ist neben der Bühne auch der Passionstext sowie die Musik: Für die Neukompositionen konnte eine "Größe des Austropops" gewonnen werden - der Dirigent, Musiker und Musikproduzent Christian Kolonovits. Künstlerischer Leiter ist der Regisseur und Schauspieler Martin Leutgeb; für das Bühnenbild zeichnet der international anerkannte Fachmann Hartmut Schörghofer verantwortlich, der bereits viele Jahre lang mit den Tiroler Festspielen Erl gearbeitet hat.
Laut Schörghofer erfordern Opernproduktionen einen anderen Umgang mit der denkmalgeschützten Bühne als die Passion. Die neue Treppe überbaut die bestehenden Podeste, greift die Struktur der Bühne auf "und führt sie in eine neue Dimension". Als ein Gegengewicht fungiert ein Berg aus bespannten Rahmen, die nach den Worten des Bühnenbildners "transparent werden können und Öffnungen freigeben. So entsteht ein 'sprechender' Berg" als "Sinnbild der Zerrissenheit der Welt", der durch seine Machart auch gewünschte Rückblenden ermögliche.
Als eine Besonderheit seiner Inszenierung kündigte Leutgeb bereits im Vorjahr an, die Passion nicht als die letzten Tage Jesu zu erzählen, sondern auch Szenen, "die ihn bereit machten, seinen Weg zu gehen". In seinen Passionsspielen werde es Rückblenden geben, ja sogar "Stellen, an denen in schwierigen Lebensmomenten das Kind Jesus auftaucht", sagte der Regisseur.
Erl ist laut der Website www.passionsspiele.at der älteste Passionsspielort im deutschsprachigen Raum. Die alle sechs Jahre dort stattfindende szenische Vergegenwärtigung der Leidensgeschichte Jesu geht vermutlich auf ein Gelübde während der Pestzeit zurück, die Tradition reicht mehr als 400 Jahre zurück. (Infos und Tickets: passionsspiele.at)
Quelle: kathpress