Theologe: Kirchenschließungen gab es immer wieder

Die Umnutzung beziehungsweise das Aufgeben und auch Abreißen von Kirchen ist kein modernes Phänomen, sondern das hat es in der Kirchengeschichte immer wieder gegeben. Das betonte der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe Nr. 9/2025). Pock wörtlich: "Wir sind es nicht mehr gewohnt, weil es dies seit dem Zweiten Weltkrieg kaum gegeben hat. Im Josephinismus gab es viele Klosteranlagen mit ihren Kirchen, die aufgelassen worden sind und wo später alle möglichen Nutzungen stattgefunden haben. Im Laufe der Geschichte war es immer wieder so, dass Kirchen entweder umgebaut, weggerissen oder woanders neu aufgebaut wurden."

Aktueller Anlass des Interviews war die bevorstehende Schließung einer Kirche in Wien. Anfang März übersiedeln die Gläubigen der Teilgemeinde "Dreimal Wunderbare Muttergottes" von ihrer Kirche in der Buchengasse in Wien-Favoriten in die Kirche "Königin des Friedens". Der Grund: Eine umfassende Sanierung der Kirche "Dreimal Wunderbare Muttergottes" und des Pfarrhauses würde schlicht zu teuer kommen - die Kirche wird verkauft, wie "Der Sonntag" berichtete.

Das Schließen eines Kirchengebäudes sei für eine Pfarrgemeinde "etwas sehr Schmerzhaftes, weil mit einem Kirchengebäude nicht nur der Bau verbunden ist, sondern für manche auch eine sehr, sehr lange Geschichte", so Pock. Eine Kirche stelle für eine Gemeinde einen zentralen Identifikationsort dar. Die Aufgabe von Kirchengebäuden hänge aber natürlich mit den vorhandenen Ressourcen zusammen, so der Theologe. Zum einen seien das die vorhandenen Katholikinnen und Katholiken, zum anderen die materiellen Möglichkeiten.

Die Frage laute: "Haben wir im Verhältnis Personen und Kirchengebäude noch die richtige Relation?" Viele Kirchen benötigten regelmäßig sehr viel Geld für die bauliche Erhaltung. Pock: "Mit der geringer werdenden Zahl an Kirchenmitgliedern sinken natürlich auch die finanziellen Ressourcen, die die Diözesen haben. Und damit stellt sich die Frage, was man mit dem geringer werdenden Geld macht." Könne man noch verantworten, einen Gutteil dieses Geldes in die Erhaltung von Kirchengebäuden zu investieren oder sage man nicht vielmehr, dass die Nutzung des Geldes für andere pastorale Anliegen, für Personen etwa, wichtiger sei als der Erhalt so mancher Gebäude.

Profanierung aktuell nicht möglich

Am Samstag, 1. März, steht der Bischofsvikar für Wien-Stadt, Dariusz Schutzki, der letzten Eucharistiefeier mit den Gläubigen der Teilgemeinde "Dreimal Wunderbare Muttergottes" in der gleichnamigen Kirche in der Buchengasse in Wien-Favoriten vor. Danach wird die Kirche für immer geschlossen. Am Sonntag, 2. März, wird die Gemeinde im Rahmen des Gottesdienstes um 10 Uhr feierlich in die Kirche "Königin des Friedens" einziehen und damit die Gemeinde vergrößern.

Um eine "Profanierung" handelt es sich bei dieser Feier noch nicht, da zu einer "Profanierung" kirchenrechtlich ein Dekret des Erzbischofs notwendig wäre. Jedoch verfügt der derzeitige Diözesanadministrator Josef Grünwidl nicht über diese Befugnisse.

"Natürlich ist das Schließen einer Kirche ein schmerzlicher Schritt für eine Gemeinde, die hier vor Ort jahrzehntelang Gottesdienste gefeiert hat", unterstrich auch Bischofsvikar Schutzki im "Sonntag"-Interview: "Denn es ist ein wirklicher Auszug einer Gemeinde aus ihrer Kirche." Und eine Gemeinde muss in diesem Zusammenhang "gut begleitet" werden.

Wie Schutzki weiter sagte, werde es auch in Zukunft in Wien wohl "die eine oder andere Kirchenschließung" geben. Er setze darauf, dass die neuen Besitzer dieser Kirchengebäude "sensibel" mit diesen Gebäuden, die früher einmal Kirchen waren, umgehen werden.

Quelle: kathpress