
Sozialethiker Filipovic: Politik muss KI-Entwicklung ernster nehmen
Der Wiener Sozial- und Medienethiker Alexander Filipovic hat die Koalitionsverhandler aufgerufen, das Thema KI (Künstliche Intelligenz) als neues Politikfeld für eine künftige österreichische Regierung ernster zu nehmen. KI sei eine Querschnittsmaterie und stehe daher stets in der Gefahr, ohne klare Zuständigkeit aus dem Gesichtsfeld der Politik zu verschwinden. Das sei jedoch leichtfertig, da KI die Gesellschaft weiter prägen werde und die Technologie damit auch nicht Halt machen werde "vor unseren Vorstellungen von einem guten Leben", so Filipovic am Sonntag gegenüber Kathpress. Es brauche gesellschaftlich wie politisch "mehr KI-Kompetenz" und ein Wissen um notwendige Regulierungen.
In einem Gastbeitrag für das Portal "katholisch.de" hatte Filipovic einer künftigen neuen deutschen Regierung ins Stammbuch geschrieben, die durch KI anstehende gesellschaftliche Transformation aktiv zu begleiten. "Ein KI-Minister oder eine KI-Ministerin, die auch die anderen digitalen Fragen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft behandelt, ist aus dieser Perspektive sinnvoll", schloss Filipovic seinen Beitrag. Für Österreich hielte er eine solche Forderung für überzogen, räumte der Medienethiker ein. Sein Eindruck sei, dass hier der ministeriale Apparat für die Größe des Landes bereits sehr groß sei - vorstellen könnte er sich indes eine beim Bundeskanzleramt angesiedelte ministeriale Stelle bzw. einen Kanzleramtsminister für KI.
In seinem Beitrag für "katholisch.de" hatte Filipovic argumentiert, dass es wichtig sei, KI in der Bildungspolitik stärker zu berücksichtigen: "KI kann unser Leben nur verbessern, wenn wir um die Möglichkeiten wissen und sie auch praktisch realisieren können." Das sei weder im deutschen noch zuletzt im österreichischen Wahlkampf ein Thema gewesen. Gleichwohl hänge künftig viel davon ab, ob es Europa gelinge, sich von den großen Playern - allen voran den USA und China - freizumachen bzw. sich nicht weiter in Abhängigkeiten zu begeben. Insofern sei die Entwicklung eigener KI-Technologien "nicht nur eine ökonomische Standortfrage, sondern betrifft auch Kernwerte der Gesellschaftsvorstellungen in Europa".
Quelle: kathpress